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Hans im Glück aus Herne 2

Kino-Tipp: Made im Ruhrgebiet

Im Rahmen des Ruhr 2010-Events „Schachtzeichen“ werden zwei Filme und eine Fernsehserie, die überwiegend in Herne und Wanne-Eickel entstanden und heute absoluten Kultstatus genießen, aufgeführt: „Theo gegen den Rest der Welt“ von Matthias Seelig und Peter F. Bringmann (1980), „Jede Menge Kohle“ von Adolf Winkelmann (1981) sowie „Hans im Glück aus Herne 2“ von Renke Korn, Willi Thomczyk und Roland Gall (1980-82).

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Hans im Glück aus Herne 2

„Was ist denn hier los? Den ganzen Tag herumlungern!“ Tana Schanzara, die gute Seele der Emscherstraße und Stammgast an Erwins Bude, meint es nicht so, wenn sie Rollmöpse, Ochsenschwanzsuppe und Apfelsaft einkauft und dabei lautstark auf die „Schnapsnasen“ schimpft. Einer, der gar nicht erst in den Kreislauf von Arbeitslosigkeit und Alkoholismus hineingezogen werden will, ist der l6jährige Hans Kolekta (Peter Danneberg), der mit seiner Schwester Hille (Hildegard Wolf) und einem kleinen Nachzügler bei der alleinerziehenden und damit häufig überforderten Mutter (Barbara Klein) lebt.

Und jetzt auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz auf seiner kleinen, stilecht mit einem Fuchsschwanz geschmückten Zündapp von Wanne bis nach Ickern fährt. Weil er unbedingt Schreiner werden will, seitdem er in jeder freien Minute im zwar kalten, aber die laute Reggae-Musik dämpfenden Kohlenkeller Lautsprecherboxen baut. Sehr gute sogar, die er für mehr als nur eine Kanne Eickel Pils an seine Altersgenossen verkauft. Es sei denn, Ines (Claudia Minervino), das Madel aus der Pommesbude, fragt nach den Früchten seiner Arbeit: Dann gibt er sie, zum Ärger der anderen, gern zum Sonderpreis ab..

Als zu Jahresbeginn 1983 im Zweiten Deutschen Fernsehen zu bester Sendezeit kurz nach 18 Uhr die sieben jeweils 45minütigen Folgen der Ruhrgebiets-Serie „Hans im Glück aus Herne 2“ ausgestrahlt wurden, brach ein mediales Gewitter auf die durchweg arbeitslosen Laiendarsteller, mit denen Roland Gall neben wenigen Profi-Schauspielern wie Tana Schanzara gearbeitet hatte, los und der Dortmunder Kfz-Mechaniker Peter Danneberg brachte es bis zum „Bravo”-Titelhelden.

Die Kultserie ist inzwischen auf DVD erhältlich, produziert von e-m-s in Dortmund und vertrieben über Rough Trade in Köln. Die 3-DVD-Collection, Grundlage auch der Vorführung am Donnerstag, 27. Mai, um 19.30 Uhr in der Künstlerzeche Unser Fritz am Grimberger Feld/Alleestraße in Wanne-Eickel, ermöglicht die Wiederbegegnung mit einem mutigen Fernsehprojekt, das seinerzeit so umstritten war wie die ersten „Schimanski”-Krimis mit dem als „Schmuddel-Kommissar“ titulierten Götz George und das doch ungleich authentischer gewesen ist als alles, was ihm folgen sollte unter dem Label Ruhrpott.

Pitt Herrmann

in: Sonntagsnachrichten ( Mai 2010 )

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