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Tilt
Eine Woche im Leben von fünf Jugendlichen. Fünf Versuche des Ausbruchs aus Frust und Trott. Einer endet tödlich. Tilt.
Süddeutsche Zeitung
“Als ich die ZDF-Vorausinformationen las, befürchtete ich einen Fernsehfilm, der, vermeintlich dicht an der Wirklichkeit, jugendliche Konflikte schön übersichtlich zurechtlegt, der sogenannten »Gesellschaft« wieder einmal ihr verheerendes Versagen zuweist und die Eltern zu überraschenderweise beweglichen Phantomen eines dramaturgischen Horror-Kabinetts degradiert. Renke Korn (Buch und Regie) tappste in keine dieser verbreiteten Fallen. Er wollte nichts »beweisen« und auch keinerlei weise Erkenntnisse in demagogisch-demonstrative Szenen »packen« .
Ihm ging es um eine Zustands- und Situationsbeschreibung einiger Jugendlicher zwischen Arbeit und Arbeitslosigkeit, zwischen Frustration, Ausbruchsversuchen aus einem absehbar lebenslänglichen Trott und der rührenden Hilflosigkeit Gesetzen, Gesetzmäßigkeiten und Regeln gegenüber, mit denen jeder dann automatisch konfrontiert wird, wenn er heutzutage die ihm nahegelegten Regeln überschreitet. Jugendarbeitslosigkeit und der Mangel an Lehrstellen, die oft diskutierten Probleme, spielten eine Rolle. Korn traf aber darüber hinaus faszinierend das Lebensgefühl einer Generation, die am traurigen Beispiel ihrer Eltern längst begriffen hat, was eine ungeliebte Arbeit mit dem Menschen anrichtet, selbst aber nicht die Kraft, die Phantasie und die Voraussetzungen mitbringt, die vielleicht mögliche individuelle Alternative zu leben. Die Hoffnung auf eine Wende zeichnet sich nicht ab, selbst das Gangsterabenteuer endet trostlos und tödlich.
Überzeugend an dieser spannenden Talentprobe aus Berlin war auch, daß Korn die sich eskalierenden Geschichten von fünf Freunden (glaubhaft: die Besetzung) ohne gewaltigen Dialogballast ineinander zu verschachteln verstand und an den Kulminationspunkten allein auf das Bild vertraute. Die Frage, die sich nach diesem Film stellt, lautet nicht mehr, welche Partei, Gewerkschaft oder Gesellschaftsordnung das Blatt wenden kann, die Frage ist, welches vielleicht totalitäre »Ideal« in wie naher Zukunft den hier geschilderten Frust mißbrauchen und mit einem neuen »Sinn« versehen wird.” Eckhart Schmidt
Abendzeitung, München
“Ein ungewöhnlich guter und genauer Film, der lapidar und nüchtern die Standardsituationen einkreist.”
Münstersche Zeitung
“Eine Zustandsbeschreibung, die auf dramatische Zuspitzungen weitgehend verzichtete, dafür aber das Lebensgefühl dieser schwer benachteiligten Rezessionsgeneration umso genauer und durchschaubarer erfaßte.”
Münchener Merkur
“Renke Korn gelang es in seinem monoton-realistischen, dennoch packenden Fernsehfilm, seine Helden - ihnen stand förmlich der Frust in den Gesichtern geschrieben, so echt wurden sie gespielt - und ihr ( vielfach ) sinnloses Handeln aus ihrer beruflichen oder privaten Misere heraus verständlich zu machen: Aggressives Verhalten als Ventil, geistloses Herumflippern als Ausgleich für stumpfsinnigen Stempel-Alltag. Mehr wollte »Tilt« nicht - und das war gut so. Statt moralischer Belehrung einfach nur die Verhältnisse zeigen; gerade im genauen Beobachten lag die Stärke des Films.”
Der Film “Tilt” wurde vom Kuratorium Junger Deutscher Film gefördert und von der tz-Redaktion mit einer tz-Rose ausgezeichnet.
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