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Ihr Bild . . .

Ihr Bild stand noch viele Jahre zwischen den Bildern der anderen Kinder

Funkkorrespondenz  47/1996

“Renke Korn geht es darum, eine Geschichte zu erzählen: Die unerhörte Begebenheit, von der er berichtet, ist nicht erfunden, sondern gefunden - ein historisches Ereignis, menschliches Schicksal, das der Autor als Chronist aus den Erzählungen der Betroffenen rekonstruiert.  Ein novellistischer Stoff durchaus, in dem sich persönliche und gesellschaftliche Geschichte paradigmatisch ineinander verweben: Am Ende des Krieges wird in Berlin eine deutsche Frau von einem russischen Soldaten vergewaltigt; als eine Abtreibung mißlingt, bringt sie das Kind zur Welt; aber ihr Mann, der aus der Kriegsgefangenschaft heimkehrt, verlangt, daß das Kind zur Adoption weggegeben wird.  Das Kind heißt Christa, und die Trennung von der Mutter, die Verbannung aus der Familie, das Dasein als ungeliebte Fremde in einer Pflegefamilie wird zu ihrem Schicksal.  Erst nach 50 Jahren findet Christa ihre Mutter wieder, nach einer langen Leidensgeschichte, in der die Teilung Berlins und der Fall der Mauer ihre bedeutsame Rolle spielen: Denn die Suche nach der Familie und den persönlichen Wurzeln wird dadurch erschwert, daß Christa im Osten, Vater, Mutter und Schwester aber im Westteil der Stadt leben. -

Vor dem Hörer entwickelt sich die traurige Geschichte als Puzzle der drei Erzählungen von Christa, der Mutter und der Schwester, die Renke Korn ineinander montiert hat.  Die Spannung entsteht aus dem Wechsel der (auch im stereophonen Raum unterschiedenen) Erzählperspektiven, und der bewegende Duktus entspringt aus der von Trauer bestimmten Tonlage.”  Jochen Rack

 

Radio-Kultur 11/1996

“Renke Korn hat auch ganz »normale« Dialoghörspiele geschrieben, aber die Wirklichkeitserkundungen, auf die er aus ist, ließen sich mit authentischen Aussagen vor dem Mikrofon am besten verwirklichen. Hinzu kommt eine ausgesprochene Begabung von Renke Korn, Leuten zuhören zu können und sie mit seiner freundlichen, zurückhaltenden Art zum Sprechen zu ermuntern. Selbst in Fällen, bei denen es sehr schwer ist, Aussagen von betroffenen Personen zu bekommen. Wie bei dem O-Ton-Hörspiel »Feme« (1986), wo es um Mord in der Rechtsextremisten-Szene geht. Hier gelang es ihm, einen der Mörder, dessen Mutter und weitere Beteiligte oder Betroffene zum Reden zu bringen. Er mischt sich nicht ein, kommentiert nicht, läßt reden. Er vertraut darauf, daß seine Gesprächspartner ihr Persönlichkeitsbild durch ungehemmte sprachliche Darstellung selbst erschließen - sich etwas von der Seele reden.

So ist es auch in seinem neuesten O-Ton-Hörspiel. Der Fall ist kompliziert, und es ist auch kompliziert, sich in ihn hineinzuhören. Es geht um eine Frau, die sich Gewißheit über ihre Identität verschaffen will. Schon als Jugendliche wurde ihr bewußt, daß irgend etwas mit ihrer Herkunft unklar sein muß. Sie bekommt heraus, daß sie adoptiert wurde, aber ihre Mutter zu finden, war lange Zeit nicht möglich. Es ist eine Geschichte zwischen Ost und West, von Verdrängen und Verschweigen, von Scham und Sehnsucht. Am Beginn stand eine Vergewaltigung durch sowjetische Soldaten. Nach fast 50 Jahren, nach dem Fall der Mauer, kommt es zu einer Gegegnung zwischen Mutter und Tochter.

Was eine Ktitikerin einmal über die O-Ton-Arbeiten Renke Korns sagte, auch auf dieses Hörspiel trifft es voll und ganz zu. »Sie weisen Tiefenstrukturen auf, die weit über das konkret Gesagte hinaus vieles offenlegen: z. B. die schichtenspezifische Eingebundenheit des Menschen in die Gesellschaft, seine Prägung durch die Familie, die Unmöglichkeit sich ihr zu entziehen und vieles andere mehr.«  Lutz Volke

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Als CD erschienen in der Reihe “Ohrenweide” der Pharos Medien - s. Im Handel

 

 

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