Verteidigung eines Totengräbers

Westdeutsche Allgemeine Zeitung  v. 19. 8. 66

“Der Gelegenheitstotengräber Fugger steht wegen Heiratsschwindels und Betrugs vor dem Richter. Mit chaplineskem Charme erzählt er seine fantastischen Träume, verteidigt seine »planmäßige Planlosigkeit« , schockiert das Gericht durch abstruse Logik und - Wahrhaftigkeit. Dabei hatten es die verblühenden Damen aus kleinkarierten Spießerkreisen so gut mit ihm gemeint. Gehätschelt haben sie ihn und gelabt mit Eiskaffee und Feingebäck. Sie besorgten ihm eine »anständige« Stelle und das nötige Kleingeld für den Flug ins bürgerliche Ehenest. Doch er wollte zurück zu seinen Gräbern.

Das ist die Handlung des Hörspiels »Verteidigung eines Totengräbers« (WDR/NDR I). Aber das blasse Wort Handlung trifft kaum zu auf diese schwebende Collage aus Ironie und Gemüt, Humor und Zynismus, Wirklichkeit und Illusion. Verblüffend sicher beherrscht der 1938 in Unna geborene Renke Korn die dramaturgischen Gesetze des Hörfunks und legt gleich mit seinem ersten Hörspiel eine der besten Funkkomödien der letzten Jahre vor.

Die verschiedenen Schauplätze und Zeitebenen des Geschehens, das die Gerichtsverhandlung in Rückblenden auffächert, heben sich differenziert voneinander ab und bilden doch eine geschlossene Einheit: das faszinierende Doppelporträt des idealistischen Einzelgängers und einer Gesellschaft, deren Trümpfe darin liegen, »sich gut anzuziehen und virtuos anzupassen« .

Regisseur Heinz Wilhelm Schwarz kontrastiert sehr fein die enge Welt der Spießer zu Fuggers fantastischen Schelmenstreichen, ohne dabei die äußere Spannung zu vernachlässigen, die das Stück aus der Technik der Prozeßführung gewinnt. Günther Ungeheuer zerstört die Vermutung, daß es sich bei der Titelfigur nur um eine abgelegene Spielart passiver Gammlerexistenzen handeln könne. Er ist ein Fabuliergenie von treuherziger Arglosigkeit und unwiderstehlichem Charme. Kurt Lieks Richter: ein Standbild philiströser Humorlosigkeit. Giselheid Hönsch und Maria Krasna sprechen mit Eifer und Einfalt die Schar der Verschmähten und Geprellten.”  Dr. Hans Jansen

Mehr

[Renke Korn] [Aktuelles] [Theaterstücke] [Filme] [Hörspiele] [Verteidigung . . .] [Die Sonne . . .] [Der Umzug] [Picknick] [Vorstellungen während der Frühstückspause] [Das Attentat . . .] [Es mußte sein, Elke] [Geh nach Deutschland] [Gedämpft] [Der gute Mensch] [Das kalte Büffet der Perlons] [Der Hausmann] [Letzte Botschaft aus Lagos] [Wenn wir . . .] [Mein Vater und ich] [Flüchtige Bekanntschaft] [Nigger] [Sunrise Club] [Es ist so, wie es ist] [Sonntagsgäste] [Unter Wasser . . .] [Warum schreit . . .] [Das Klopfen] [Ihr Bild . . .] [Prosa] [Malerei] [Features] [Im Handel] [Biografie] [Über R. K.] [Würdigungen] [Foto] [Kontakt] [Impressum]